Welche Herausforderung die Übergabe der Unternehmensführung mit sich bringt, weiß die Familie Lübbers.
Lübbers LTA: Staffelübergabe im Familienunternehmen

Unternehmensführung in gute Hände abzugeben

Wie gibt man ein Unternehmen ab, das man selbst aufgebaut hat? Und an wen? Was Hermann Lübbers 1994 in seinem Arbeitszimmer und der heimischen Garage begann, ist heute ein 40 Personen starkes Familienunternehmen, das nun in die Hände der zweiten Generation übergeben wird: die Töchter führen die Lübbers LTA fort. Wie so ein Weg entsteht und wie der Übergang gelingt.

Seit 1994 stellt die Lübbers LTA GmbH & Co. KG in Lingen (Ems) lufttechnische Anlagen her. Als er sein Unternehmen im heimischen Arbeitszimmer und der Garage gründete, war der Diplom-Ingenieur Hermann Lübbers bereits zehn Jahre lang in der Lüftungsbranche tätig. Gemeinsam mit seiner Frau und Kauffrau Waltraud baute er die Lübbers LTA auf, während auch die eigene Familie wuchs. “Damals war meine Schwester Katja schon zwei Jahre auf der Welt, ich kam zwei Jahre später dazu. Wir sind im wahrsten Sinne mit dem Unternehmen aufgewachsen”, erzählt Anke Lübbers und ergänzt lachend mit Blick auf das Heute: “Einige Mitarbeiter kennen uns, seit wir unsere ersten Schritte gemacht haben.”

Noch heute befindet sich an der Adresse Im Kamp-Hoog 14, wo in Lingen-Holthausen alles begann, die Hauptverwaltung der Lübbers LTA. “Wir sind damals natürlich rüber gegangen, haben die Feste miteinander gefeiert und wenn wir mittags gemeinsam mit unseren Eltern gegessen haben, war das Unternehmen natürlich auch immer ein Thema”, beschreibt Anke Lübbers das enge Verhältnis zum Unternehmen. “In gewisser Weise waren auch wir schon immer ein Teil des Familienunternehmens”, lacht sie.

Zwei Wege, ein Ziel: Warum sich beide Töchter für das Familienunternehmen entschieden haben

Für Katja Lübbers, die Wirtschaftsingenieurwesen studierte und mit Maschinenbau denselben Schwerpunkt wie ihr Vater wählte, war früh klar, dass sie in das Unternehmen einsteigen würde. Bei Anke Lübbers ergab sich die Entscheidung im Laufe der Zeit. Nach ihrer Ausbildung sammelte sie Berufserfahrung in England und Frankreich und entschloss sich dann für ein BWL-Studium, in dem sie die Module konkret auf den familiären Betrieb anpasste. “Wir haben das Glück, dass unsere Interessen die beiden Arbeitsbereiche unserer Eltern abdecken und wir uns da wie sie ergänzen und vertrauen können, statt uns in die Quere zu kommen”, erklärt Anke Lübbers.

Katja Lübbers stieg 2020 in den Betrieb ein und verantwortet gemeinsam mit ihrem Vater den technischen Bereich. Anke Lübbers kam 2023 in das Familienunternehmen. Sie verantwortet gemeinsam mit ihrer Mutter den kaufmännischen Bereich rund um Controlling und Strategie. “Außerdem ist es schön, Teil von etwas zu sein, das den Menschen hilft und einen Sinn hat, denn eine optimale Luftqualität ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit”, sind sich die Schwestern einig. Lübbers LTA achtet auf umweltfreundliche Technologien und detailliert abgestimmte Konzepte, um Gesundheit und Ressourcenschonung optimal miteinander zu verbinden und Innenräume dauerhaft frei von schädlichen Mikroorganismen zu halten. Davon profitieren Nutzer in Büros, Produktionsstätten und öffentlichen Räumen gleichermaßen.

Ein Übergang mit vielen Facetten: Warum eine Unternehmensnachfolge Zeit, Struktur und Fingerspitzengefühl braucht

Der Prozess der Unternehmensübergabe startete im Sommer 2024 und wird am Ende zwei bis drei Jahre dauern. “Tatsächlich ist das ein Work in Progress und kein einfacher Übergang”, erklärt Anke Lübbers, die während des Studiums auch dazu bereits Inhalte bearbeitet hat. Rechtlich und steuerlich ist eine Unternehmensübergabe sehr komplex: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Unternehmen zu übergeben. Soll es verkauft, vererbt oder verschenkt werden? Wer ist dann wessen Angestellter und in welchem Umfang? Wann soll die Übergabe vollständig sein, fließend oder mit einem Schnitt? Wer bekommt welche Anteile und wie lässt sich das überhaupt beziffern? “Auch emotional ist das für alle Beteiligten komplex”, beschreibt Anke Lübbers den Prozess. “Dabei haben wir sogar noch Glück, denn wir Schwestern steigen zu gleichen Teilen ein, das heißt, dass wir keine Geschwister anderweitig auszahlen oder berücksichtigen müssen und erleichtert vieles”, weiß sie.

Verantwortung trifft Verbundenheit

Das Unternehmerpaar ist sich dieses Glücks bewusst. Dass Kinder die Arbeit ihrer Eltern fortführen, ist nicht mehr selbstverständlich, denn die steigende Mobilität und Karrieremöglichkeiten an anderen Orten eröffnen ganz neue Wege. Bei Anke und Katja Lübbers sind jedoch das Verantwortungsbewusstsein und die Verbindlichkeit, die das Emsland prägen, fest verankert. “Die beiden sehen und kennen die Menschen, die hinter dem Unternehmen stecken, und es freut uns sehr, dass so die Traditionen und Werte des Familienunternehmens fortgeführt werden können”, sagt Hermann Lübbers als Gründer des Unternehmens und als Vater. Und Waltraud Lübbers betont: “Der Generationswechsel ist ein wichtiger Schritt, um die Zukunft unseres Unternehmens zu sichern und gleichzeitig unsere Familientradition fortzuführen. Gemeinsam setzen wir auf die Bewahrung unserer Unternehmensphilosophie.” Dass es dabei ältere Mitarbeiter gibt, die die beiden als Kinder kannten und die die Töchter nun führen, ist dabei unproblematischer als es vermuten lässt. Katja und Anke Lübbers sind dabei sehr authentisch und sagen: "Wir profitieren gegenseitig voneinander. Wir von der Erfahrung und sie von dem Input, den wir mitbringen. Wir tun nicht so, als wären wir diejenigen die alles allein entscheiden, denn das entspräche gar nicht unserer Unternehmensphilosophie."

Die Zukunft beginnt mit einem Preis für Innovation

Den Anstoß gab damals unter anderem eine Veranstaltung zum Thema Unternehmensnachfolge. Danach beschloss die Familie, sich während des Prozesses professionell durch eine Beratungsfirma begleiten zu lassen. “Die Erfahrungen anderer und die Tipps haben uns dabei sehr geholfen”, erklärt die Familie. Dass sich die gemeinsame Arbeit und der gemeinsame Weg in die Zukunft lohnen, beweist auch die Auszeichnung als Top-Innovator 2025, den die Familie Ende Juni bei der “Top 100”-Verleihung von Ranga Yogeshwar entgegennehmen durfte.

“Wir hatten auf Empfehlung der Stadt Lingen ganz unerwartet Post von Ranga Yogeshwar im Briefkasten und waren tatsächlich kurz verunsichert, ob das echt war”, erinnert sich Anke Lübbers. Sie hat die Bewerbungsunterlagen dann in Abendschichten zusammengestellt und eingereicht. “Aber mit einer Auszeichnung hatten wir eigentlich nicht gerechnet.” Dabei hat das Unternehmen viele Strukturen geschaffen, wie sie besonders innovative Betriebe und auch das Emsland prägen: Freiraum und Mut, neue Ideen auszusprechen, zu durchdenken und auszuprobieren sowie eine agile Organisation, die regelmäßig schaut, was der Markt braucht und vorausschauend Anpassungen vornimmt.

Wie geht es weiter?

Bis die Übergabe abgeschlossen sein wird, wird es noch eine kleine Weile dauern. Die Töchter haben den Aufbau des Unternehmens von Anfang an begleitet und wissen um die Arbeit und Leidenschaft, die Ihre Eltern investiert haben. "Sie haben so viel von sich in diese Firma gesteckt. Wir sind sehr dankbar, dass wir das fortführen dürfen", erklärt Anke Lübbers. Die Eltern werden weiterhin im Betrieb mitarbeiten, der Übergang wird fließend sein. "Sie sollen sich aus der Verantwortung zurückziehen können, nach und nach die Stunden reduzieren und dann auch Zeit für sich haben", beschreibt sie den Weg, der vor Ihnen liegt. Der Grund ist liebevoll eigennützig: "Wir wollen einfach, dass unsere Eltern uns noch lange erhalten bleiben, dass sie unseren unternehmerischen und unseren persönlichen Weg miterleben. Das geht natürlich nur, wenn die Kräfte dafür auch noch da sind."